Bitte keine Kettenreaktion
Bitte, bitte keine Kettenreaktion – jedenfalls nicht in der Modestrecke als Bildüberschrift eines kettenlastigen Fotos. Auch nicht als Bildunterschrift. Am besten gar nicht außer in der Physik.
Von jetzt auf gleich kreativ und originell sein müssen für sieben Modefotos auf einer Doppelseite, nein, das ist nicht ohne. Da ist dann die Gelb-Gelb-Kombi schnell mal „Leicht verstrahlt“ oder es findet besagte „Kettenreaktion“ statt. Auch „Rosmaries Baby“ hab ich als Schlussredakteurin schon mal aus dem Brunnen gefischt; es ging um Umstandsmode.
Doch auch andere Themenbereiche sind gegen solche Kreativ-Fallen der fehlgeschlagenen Assoziationen nicht gefeit. In politischen oder Reisekontexten etwa ist als Einstieg „Im Westen nichts Neues“ beliebt. Und das Desaster mit „Jedem das Seine“ kennen sicherlich – und hoffentlich – alle Werbetexter*innen als mahnendes Beispiel.
Wie verhindern?
In der kreativen Findungsphase soll die Schere im Kopf ja erst einmal geschlossen liegen bleiben. Aber wenn es ernst wird, braucht’s die Bereitschaft zum Überprüfen und ggf. zum Killing des Darlings.
Und ernsthaft prüfen kann unter Umständen recherchieren bedeuten.
Denn wer zum Beispiel den Film „Rosmaries Baby“ nicht kennt, kann schlicht nicht wissen, wie unglaublich unpassend der Titel für eine Modestrecke für werdende Mütter ist. Das ist jedoch, seit es Suchmaschinen gibt, keine Entschuldigung mehr.
Der Tipp lautet:
Du weißt nicht, wieso dir spontan diese Formulierung eingefallen ist, du kennst den Bezug nicht – dann schau nach! Im Internet wirst du geholfen.*
* Na, wer kennt den Bezug noch? Und: Passt’s hier?
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