Warum eine gute Metapher wie ein Brautkleid ist
Was denkst du, wenn ich „Brautkleid“ sage?
Du siehst vermutlich vor deinem inneren Auge eine Frau in einem weißen, langen Kleid mit oder ohne Schleier. Und du denkst, dass diese Frau vermutlich heiraten wird oder es just getan hat. Wen und warum ist an dieser Stelle nicht wichtig.
Wichtig ist, dass das Wort in deinem Kopf etwas ausgelöst hat, auch ohne, dass ich „Frau“ und „Hochzeitstag“ dazu erwähnen musste. Je nachdem, wie deine persönlichen Erfahrungen mit der Situation des Brautkleidtragens sind, wird sie auf deinem inneren Bild lachen oder verzweifelt den Notausgang suchen.
Das Wort „Brautkleid“ ist hier eine Metapher für Metaphern. Jede Metapher ruft Assoziationen hervor und kann immer da eingesetzt werden, wo ein Thema anschaulich und spannend werden soll. Mit einer Metapher kostenlos dazu geliefert werden Emotionen und Bilder, die im Kopf des Lesers entstehen. Das ist Segen und Fluch zugleich.
Passt die Metapher, wird dem Leser blitzartig klar, was gemeint ist. Sie ist eine verbale Gleichung. Passt sie nicht, runzelt er verwirrt die Stirn. Eine Metapher deckt immer EINEN Aspekt der Sache ab, die sie ab-bild-et und lässt die anderen unter den Tisch fallen.
Idealerweise kann sie drei Dinge:
- Sie ist klar und deutlich. Sie drückt in einem einzigen Bild aus, was du sagen willst. Vorausgesetzt, das Gegenüber kennt das Bild.
- Das Bild ist stimmig. Das Gegenüber versteht sofort, weil es zu seinen Erfahrungen passt.
- Die Metapher ist in diesem Zusammenhang originell und prägt sich ein. Ist sie tausendfach gehört, verpasst ihr das Gehirn den Stempel „Laaaaaaangweilig!“
Übrigens: Schlechte Metaphern können empfindliche Leser tagelang zum Wahnsinn treiben. Ich las neulich, die Franken würden das „R rollen wie Käse den Berg hinunterrollt“. Bitte, was?
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