Vielfalt ist super - aber nicht beim Subjekt, um das es geht

#365schreibtippsWir lernen es in der Schule und in den Redaktionen: Vielfalt im Ausdruck gehört zum guten Schreiben, wir sollen nicht die gleichen Wörter in mehreren Sätzen hintereinander wiederholen. Das stimmt auch, so lange es um die Verben geht und um die (oftmals) überflüssigen Adjektive. Es stimmt allerdings nicht, wenn es den Gegenstand oder die Gegenstände betrifft, um die es im Text geht.

So ist es durchaus bereichernd, jemanden nicht nur gehen, sondern schlendern, eilen, schreiten, laufen, marschieren, spazieren, wandeln, springen oder stolzieren zu lassen – denn jedes dieser Worte ruft ein anderes Bild beim Leser und der Leserin hervor und hat eine andere Konnotation. Diese Konnotation betrifft nicht nur die Geschwindigkeit der Bewegung, sondern lässt uns auf den Handelnden schließen, der je nachdem stolz, würdig, lässig oder gutgelaunt daherkommt.

Nicht so bei den Synonymen, die das Subjekt betreffen. Denn das krampfhafte Bemühen um den Wechsel im Ausdruck führt oft zu Synonymen, die komisch oder gar lächerlich, abwertend oder einfach nur daneben sind. Zugegeben, statt des Liftes kann man ohne großen Bedeutungsverlust den Fahrstuhl bemühen, aber die meisten Wörter haben kein wirkliches Synonym. Wenn dann einer statt Gesicht plötzlich von Antlitz, Visage oder gar Fresse spricht, wenn aus dem Fahrrad ein Drahtesel wird, aus einem Elefanten ein Dickhäuter, aus dem Gewinn der Profit und aus einem Pfarrer ein Gottesmann – und zwar nicht, weil eine bestimmte Konnotation beabsichtigt ist, sondern nur, weil es dem Schreibenden um die Vermeidung von Wiederholung geht – dann ist das kein gutes Deutsch, sondern einfach nur schlechter Stil.

Ähnlich verhält es sich mit den Pronomen und Verweisungen, die uns dazu zwingen, in den vorigen Satz zurückzuspringen, um das geeignete Bezugswort zu finden. Er oder es, dieses oder jenes, Ersteres oder Letzteres sind oft Zumutungen für den Leser und die Leserin und zeigen, dass Schreiber oder Schreiberin es nicht darauf anlegt, verstanden zu werden. Autoren wie La Roche und Schneider, die beide dauerhaft aktuelle Ratgeber zum guten, verständlichen Deutsch geschrieben haben, empfehlen deshalb ausdrücklich Wiederholungen, denn: „Nicht Abwechslung, nur Wiederholung schafft Verständlichkeit“ (La Roche, Einführung in den praktischen Journalismus) und „Das treffende Wort ist fast nie ein Synonym“ (Wolf Schneider, Deutsch für Profis).

Fun fact:

Im Sinne der Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist es natürlich ebenfalls sinnvoll, das gleiche Wort für die gleiche Sache zu verwenden. Wer sich mit SEO beschäftigt hat, der weiß, dass ein Text auf einen bestimmten Begriff optimiert wird, damit er von den Suchmaschinen respektive von Google gut gefunden wird. Und dieser Begriff taucht nach Möglichkeit in der Überschrift auf, im Teaser, in der Zwischenüberschrift, im Fließtext und in der Bildbeschreibung. Wenn stattdessen jeweils ein anderes (Pseudo-)Synonym des Begriffs auftauchen würde, wäre der Text aus SEO-Sicht nicht gut für das Thema und auch nicht gut für den Leser / die Leserin. Was wiederum meine These untermauert: Was gut ist für die Suchmaschine, ist auch gut für die Leser*innen.
Viel Spaß beim Schreiben!

#365schreibtipps #besserschreiben

Ein exklusiver Beitrag zu #365schreibtipps

von Sabine Faltmann, www.faltmann-pr.de

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