Karriere als Autor

Autorin: Barbara Stromberg

Viele Menschen träumen davon, mit Schreiben ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ich nehme mich da nicht aus, schließlich ist das mein täglich Brot seit 1996. 

Was mir jetzt bewusst wurde: Es gibt nicht „den einen“ Weg – sondern neun sehr unterschiedliche. Und jeder davon führt zu völlig anderen Ergebnissen.

Die Erkenntnis kam in einer Masterclass von Nicolas Cole. Der US-Autor und Unternehmer Nicolas Cole hat über ein Jahrzehnt hinweg verschiedene Modelle des professionellen Schreibens ausprobiert – vom Bloggen über Ghostwriting bis hin zu bezahlten Newslettern. In einer Masterclass hat er seine wichtigsten Erkenntnisse über die heutigen Karrierepfade im Schreiben zusammengefasst – ein Überblick, der auch für den deutschsprachigen Markt enorm wertvoll ist.

Dieser Blogbeitrag fasst die zentralen Erkenntnisse dieser Masterclass „9 proven ways…“ zusammen – klar, praxisnah und mit konkreten Impulsen für alle, die schreiben und davon leben wollen. Du willst mehr darüber erfahren? Du findest Nicolas Cole unter anderem auf YouTube mit seinem Channel.

Die zentrale Erkenntnis: Jeder Karrierepfad liefert ein anderes Ergebnis

Das Hauptproblem: Viele wählen einen Weg – erwarten aber die Resultate eines anderen.

„Ich will Literatur schreiben – und davon leben.“
„Ich will einen Ratgeber schreiben – und über Nacht berühmt werden.“
„Ich will alles gleichzeitig: Newsletter, Buch, Roman, Blog, LinkedIn…“

So funktioniert das nicht.

Nicolas Cole hat neun Karrierepfade identifiziert – und zeigt, welche Ziele mit welchem Weg erreichbar sind, welche Spielregeln gelten und wo die häufigsten Missverständnisse liegen.

Diese Perspektive ist gerade im deutschsprachigen Raum hilfreich, weil dort oft noch traditionelle Vorstellungen vom Schreiben als Beruf dominieren – etwa die Fiktion des allein vom Schreiben lebenden Autors (der arme Wicht) oder der Bestseller hoher Litaratur als einzig legitimes Ziel.

Die Wahrheit: Es gibt viele Wege, mit Schreiben Geld zu verdienen – aber sie funktionieren unterschiedlich. Wer weiß, welches Spiel er oder sie spielt, kann gewinnen. Wer das nicht weiß, scheitert oft aus Frust oder Selbstzweifeln.

Die 9 Karrierepfade – im Überblick

1. Literarisches Schreiben

  • Fokus: künstlerischer Ausdruck, Sprache, gesellschaftliche Relevanz
  • Einkommen: gering bis unregelmäßig
  • Typisch: Verlag, kleine Vorschüsse, Preise, Stipendien
  • Erkenntnis: Status und Anerkennung stehen im Vordergrund – nicht finanzielle Sicherheit. Viele Literaturschaffende unterrichten nebenher oder arbeiten in Teilzeitstellen.

2. Genre-Schreiben (Krimi, Fantasy, Romance etc.)

  • Fokus: unterhaltsame Geschichten für ein breites Publikum
  • Einkommen: skalierbar, vor allem im Selfpublishing
  • Typisch: Buchserien, Amazon Kindle, Hörbuchplattformen
  • Erkenntnis: Wer regelmäßig veröffentlicht, kann über Volumen ein solides Einkommen erzielen. Der Markt ist groß – aber auch wettbewerbsintensiv.

3. Sachbuch

  • Fokus: Wissen und Positionierung
  • Einkommen: indirekt über Beratung, Speaking, Coachings
  • Typisch: Verlagsbuch oder Selfpublishing als „digitale Visitenkarte“
  • Erkenntnis: Nicht das Buch bringt das Geld, sondern das, was daraus entsteht – z. B. Aufträge oder Vorträge.

4. Newsletter-Schreiben

  • Fokus: regelmäßige Inhalte für eine treue Leserschaft
  • Einkommen: über Abo-Modelle oder Sponsoring
  • Typisch: Substack, Steady, eigene Plattformen
  • Erkenntnis: Paid Newsletter sind ein wachsendes Feld – gerade für Nischenthemen und Fachwissen. Gut geeignet für Expertinnen und Experten mit Community.

5. Content Writing (z. B. Blogs, Websites, SEO)

  • Fokus: Schreiben im Auftrag für Unternehmen
  • Einkommen: verlässlich, aber selten hoch
  • Typisch: Agenturen, freie Aufträge, Inhouse
  • Erkenntnis: Solider Einstieg – auf Dauer (auch wegen KI) aber nur sinnvoll, wenn man sich spezialisiert oder weiterentwickelt (z. B. eigene Formate, strategische Rollen).

6. Ghostwriting

  • Fokus: Schreiben im Namen anderer (z. B. CEOs, Politikerinnen und Politiker, Coaches)
  • Einkommen: überdurchschnittlich, oft projektbezogen oder auf Retainer-Basis
  • Typisch: Artikel, Bücher, Reden, LinkedIn-Posts
  • Erkenntnis: Wenn es klappt, einer der schnellsten Wege zu gut bezahltem Schreiben – eignet sich gut als Lernfeld oder zweites Standbein.

7. Sales Copywriting

  • Fokus: verkaufsorientiertes Schreiben (z. B. Landingpages, Ads, Funnels)
  • Einkommen: sehr lukrativ bei entsprechender Erfahrung
  • Typisch: Agenturen, E-Commerce, Online-Marketing
  • Erkenntnis: Copywriting ist Schreiben mit klarer Conversion-Absicht – ideal für pragmatische, strategisch denkende Personen.

8. Writerpreneurship (digitale Produkte)

  • Fokus: Content plus eigene digitale Produkte (Kurse, E-Books etc.)
  • Einkommen: skalierbar, aber aufwändig im Aufbau
  • Typisch: Social Media, Newsletter, Verkaufsfunnels
  • Erkenntnis: Wer eine Community aufbaut und Vertrauen schafft, kann eigene Produkte verkaufen – unabhängig von Auftraggeberinnen und Auftraggebern.

9. Strategisches Copywriting (z. B. Positionierung & Messaging)

  • Fokus: Markenaufbau, Narrativentwicklung, strategisches Schreiben
  • Einkommen: hoch – oft in Kombination mit Beratung oder Beteiligung
  • Typisch: Startups, VCs, Geschäftsführende
  • Erkenntnis: Dieser Pfad erfordert viel Erfahrung, klare Positionierung – und die Fähigkeit, komplexe Themen auf den Punkt zu bringen.

So baust du dir deinen Weg auf – realistisch und strategisch

Nicht alle Karrierepfade sind für jede Lebensphase oder Zielsetzung geeignet. Wer gerade erst startet, braucht vor allem zwei Dinge: Einkommen und Übung. Wer weiter ist, kann strategisch aufbauen und kombinieren. Hier sind zwei mögliche Pfade, die Nicolas Cole skizziert hat. Nun muss man wissen, dass er eine Ghostwriting Agentur hat und diesen Pfad ganz klar bevorzugt. Dennoch erscheint mir schlüssig, was er sagt:

Wenn du Belletristik (Fiktion) schreiben willst:

  1. Starte mit Ghostwriting oder Content Writing, um Geld zu verdienen und deine Schreibpraxis zu verbessern.
  2. Verwende dieses Einkommen, um deine Zeit für das Schreiben eigener Bücher freizuschaufeln.
  3. Beginne mit Genre-Fiktion, da sie größere Märkte und mehr Einkommenschancen bietet als Literatur.
  4. Baue dir langsam eine Bibliothek eigener Werke auf – z. B. mit Selfpublishing und Audiobooks.
  5. Wenn du willst, kannst du später auch literarisch schreiben – mit der Freiheit, nicht davon leben zu müssen.

Wenn du Sachthemen oder Non-Fiction schreiben willst:

  1. Starte ebenfalls mit Ghostwriting und Content, idealerweise im Bereich, in dem du später selbst sichtbar sein willst.
  2. Nutze diese Erfahrung, um dein Thema, deine Stimme und dein Netzwerk zu schärfen.
  3. Baue dir einen E-Mail-Verteiler auf (z. B. via Newsletter), um Sichtbarkeit zu gewinnen.
  4. Entwickle erste digitale Produkte oder ein eigenes Beratungsangebot.
  5. Erweitere deine Sichtbarkeit durch ein Sachbuch oder Vorträge, falls du das willst.
  6. Wenn du magst, kannst du später strategisch beratend arbeiten, z. B. im Bereich Messaging, Branding oder Content-Strategie.

Fazit: Klarheit schlägt Chaos

Die meisten scheitern nicht am Schreiben selbst – sondern daran, dass sie nicht wissen, welches Spiel sie eigentlich spielen.

Wer sich bewusst für einen Pfad entscheidet, kann gezielt Fähigkeiten aufbauen, Einkommen generieren und Schritt für Schritt das eigene Portfolio erweitern. Wichtig ist, nicht alles auf einmal zu wollen.

Einer nach dem anderen – dann kommt auch der Erfolg.

Du schreibst schon – oder willst endlich loslegen? Dann wähle deinen Weg. Und geh ihn ganz.