Katrin Schindler bietet Content-Beratung für Selbstständige und KMU.
Als studierte Ingenieurin für Multimediatechnik mit einer eindeutigen Affinität zu Technik hat sie nochmal einen anderen Blickwinkel in die Interviewreihe „Die KI und ich – Wie die KI meine Arbeit verändert hat“ gebracht.
Ihr Fazit:
Es gibt auf jeden Fall einen Umschwung, aber ich sehe viele Chancen darin. Besonders KI-Tools für Text produzieren viel Mittelmaß und Masse.
INHALT:

Foto: Katrin Schindler
Einstieg & Überblick
Kannst du uns kurz deinen beruflichen Hintergrund und deine Spezialisierung erläutern?
Ursprünglich bin ich studierte Ingenieurin für Multimediatechnik, habe also immer einen technischen Bezug gehabt.
Ca. 15 Jahre war ich im Marketing für erklärungsbedürftige Produkte, einer Tech-PR-Agentur und dann in der Wissenschaftskommunikation.
Mittlerweile habe ich meinen Schwerpunkt verlagert auf die Content-Beratung für Selbstständige und KMU, die mehrheitlich in der Beratung, im Coaching und im Dienstleistungsbereich arbeiten. Technisch bleibt es bei meiner Tätigkeit als Redakteurin für Niederlande Nachrichten, deren Social-Media-Kanäle und Website ich betreue.
Wann und wie bist du zum ersten Mal mit KI-basierten Schreibwerkzeugen in Berührung gekommen?
Als ChatGPT rauskam wollte ich es unbedingt wissen, was es kann. Das war vor ca. 2 Jahren und es ist zu meinem nahezu täglichen Begleiter geworden.
Das Gefühl, wenn etwas dir unglaublich viel Arbeit und manchmal auch Last von den Schultern nimmt, ist mir bis heute ein Segen.
Auch wenn es nichts mit Schreiben zu tun: Da ich als Fotografin arbeite, ist auch dort KI eingezogen und hat mir ein ähnliches Gefühl der Erleichterung beschert. Es macht mir einfach den Weg frei für das, was ich eigentlich machen möchte.
Welche KI-Tools oder -Anwendungen nutzt du derzeit am häufigsten in deinem Arbeitsalltag?
ChatGPT und Perplexity sind meine Go-To-Werkzeuge. Ich nutze erstes zum Strukturieren meiner Gedanken und Texte und zweites zur Recherche.
Positive Auswirkungen
In welchen Bereichen hat KI deine Arbeitseffizienz gesteigert? Kannst du konkrete Beispiele nennen?
Gerade wenn viel Zeitdruck herrscht und ich den Raum nicht habe, tiefer über etwas nachzudenken, zum Beispiel eine coole Überschrift, dann hilft es mir, diese Spitzen abzufangen. Oder ich kann eine Outline für einen Artikel schon mal vorbereiten.
Bei sehr hohen Datenmengen, die ich mir anschauen muss, nutze ich KI, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Das Schönste ist, dass ich, wenn ich Ideen habe, die mir früher durch meine „langsamen Finger“ durchgerutscht wären, heute Dinge auf Papier bringen kann und damit Ideen verwirklichen konnte, für die früher meine Energie nicht gereicht hätte.
Hat KI dir geholfen, neue kreative Ansätze zu entwickeln oder „Schreibblockaden“ zu überwinden? Wenn ja, wie?
Ja, auf jeden Fall, und dafür bin ich dankbar. Ich denke, jeder, der viel beruflich schreibt, hat manchmal auch Tage, an denen nichts geht.
Auch wenn ich nur zu meinem Vergnügen private Texte schreibe, ist es eine große Bereicherung. Denn KI findet so manche Worte, die mir nicht immer möglich sind. Besonders bereichernd empfinde ich das für alle Menschen, die selbst Probleme zu schreiben oder die richtigen Worte zu finden. Oder die zum Beispiel aus körperlichen Gründen nicht schreiben, aber dafür sprechen können. Ihnen eröffnet sich eine Welt, die sonst verborgen geblieben wäre.
Gibt es bestimmte Aufgaben, die du dank KI nun schneller erledigen kannst und durch die du mehr Zeit für andere Aspekte deiner Arbeit hast?
Ich habe mehr Zeit für Kundengespräche und kann mehr zuhören.
Hat die Nutzung von KI-Tools zu einer Erweiterung deines Angebots oder deiner Dienstleistungen geführt?
Ich denke, man kann Produkte und Angebote schneller auf die Straße bringen. Weil beispielsweise Website- und Angebotstexte viel schneller geboren werden.
Herausforderungen & negative Aspekte
Welche Herausforderungen oder Schwierigkeiten hast du bei der Integration von KI in deinen Workflow erlebt?
Die Nutzungslimits sind manchmal hinderlich. Außerdem hatte ich Chats in ChatGPT, die ich auf mein Thema gemünzt habe und die monatelang super funktioniert haben und dann plötzlich gecrasht sind. Oder das Zeichenlimit wurde erreicht und alles war vergessen. Das hat mich geärgert.
Inwieweit hat sich deine Rolle durch den Einsatz von KI verändert? Siehst du die Gefahr einer Entwertung bestimmter Fähigkeiten?
Es gibt auf jeden Fall einen Umschwung, aber ich sehe viele Chancen darin. Besonders KI-Tools für Text produzieren viel Mittelmaß und Masse. Sich davon zu differenzieren – sowohl sich selbst als auch andere zu befähigen – wird eine Aufgabe sein!
Die Beratung wird wichtiger, also welchen Content kannst du als Kunde für welches Problem, Angebot, Zielgruppe produzieren?
Die menschliche Einschätzung, das Feingefühl, wird wichtiger werden. Wir müssen uns viel mehr mit Absicht und Intention befassen, die hinter Content bzw. Texten stehen.
Ich denke, Texter werden zu strategischen Kommunikationsberatern und sich genauso wie Fotografen breiter aufstellen müssen. Denn auch hier rüttelt die KI an den Standfesten.
Gibt es Aspekte deiner Arbeit, bei denen KI-Tools (noch) keine sinnvolle Unterstützung bieten oder sogar hinderlich sind?
Man muss auf jeden Fall gründlich überprüfen, ob die KI-generierten Antworten und Texte im Kontext Sinn machen. Ich muss viel quer checken und das ist auch vollkommen richtig so. Aber es braucht Zeit, sodass ich nicht immer Zeit spare.
Wie stellst du sicher, dass die Qualität deiner Arbeit nicht unter dem Einsatz von KI leidet?
Auf jeden Fall immer die Quellen überprüfen!
Ethische und zukünftige Überlegungen
Welche ethischen Fragen oder Bedenken siehst du im Zusammenhang mit der Nutzung von KI im Schreibbereich (z.B. Urheberrecht, Originalität, Transparenz)?
Man kann erschreckend einfach einen Stil von jemanden kopieren. Das finde ich den Urhebern gegenüber unfair. Nur von Kopien umgeben zu sein finde ich befremdlich.
Dennoch denke ich, dass man es mittlerweile merkt, wenn ein Standard-KI-Text vor einem liegt.