Nicole Fiebig ist Texterin und seit kurzem auch zertifizierte KI-Managerin.

Für die Interviewreihe Die KI und ich – Wie die KI meine Arbeit verändert hatist sie also prädestiniert.

Ihr Fazit:

Wenn wir Entwicklungen offen gegenüberstehen, gerne neue Dinge ausprobieren und Veränderungen aktiv begleiten, wird die KI ein echter Gamechanger für Texter:innen und Kund:innen sein.

INHALT:

Einstieg & Überblick

Positive Auswirkungen

Herausforderungen & negative Aspekte

Ethische & zukünftige Überlegungen

und außerdem…

Einstieg & Überblick

Kannst du uns kurz deinen beruflichen Hintergrund und deine Spezialisierung erläutern?

Ich bin Texterin, und meine Leistungen umfassen die Konzeption von Websites, UX Writing, Social Media und SEO. Ganz aktuell habe ich eine Zertifizierung als KI-Managerin erworben und möchte zukünftig auch KI-Content-Solutions anbieten.

Wann und wie bist du zum ersten Mal mit KI-basierten Schreibwerkzeugen in Berührung gekommen?

Ich war fast too late to the party – aber nur fast. Gerade in der schnelllebigen digitalen Welt muss man sich fragen, ob es sich nur um einen Hype oder um etwas Langfristiges handelt.

Als ich mir das Tool zum ersten Mal anschaute, war mir sofort klar: ChatGPT ist gekommen, um zu bleiben. Ich habe schnell festgestellt, dass es eine Bereicherung für meine Arbeit ist und die Ergebnisse für meine Kundinnen und Kunden auf ein neues Level hebt.

Welche KI-Tools oder -Anwendungen nutzt du derzeit am häufigsten in deinem Arbeitsalltag?

ChatGPT, Perplexity, Complexity, Midjourney. Tatsächlich entdecke ich aber regelmäßig neue Tools, die mir meine Arbeit erleichtern.

Positive Auswirkungen

In welchen Bereichen hat KI deine Arbeitseffizienz gesteigert? Kannst du konkrete Beispiele nennen?

Bei der Trend- und Themenfindung, bei der formalen Erstellung von Content (Strukturierung, Formatierung, Rechtschreibung) und bei der Bildgenerierung.

Hat KI dir geholfen, neue kreative Ansätze zu entwickeln oder „Schreibblockaden“ zu überwinden? Wenn ja, wie?

Mit ChatGPT bin ich sofort im Thema. Die KI ist für mich eine Art Sparring-Partnerin. Ich erstelle einen Prompt zu einem Thema, und die KI erzeugt im Gegenzug eine Antwort. Diese kann ich so lange verfeinern, bis ich das passende Ergebnis erhalte. Sehr oft nutze ich auch den Vergleich von zwei Texten.

Gibt es bestimmte Aufgaben, die du dank KI nun schneller erledigen kannst und durch die du mehr Zeit für andere Aspekte deiner Arbeit hast?

Auf jeden Fall. KI hilft mir, schneller auf spontane Ereignisse oder Anfragen zu reagieren, beispielsweise bei alltäglichen Aufgaben wie der Beantwortung von Mails oder einem Social-Media-Post, bei dem ich zeitnah auf ein aktuelles Thema reagieren muss.

Hat die Nutzung von KI-Tools zu einer Erweiterung deines Angebots oder deiner Dienstleistungen geführt?

Langfristig möchte ich neben meinem reinen Textangebot auch KI-Content-Solutions anbieten. Ich möchte Auftraggeber:innen aufzeigen, wie KI nachhaltig in den Content-Bereich integriert werden kann.

Herausforderungen & negative Aspekte

Welche Herausforderungen oder Schwierigkeiten hast du bei der Integration von KI in deinen Workflow erlebt?

KI-Tools sind sehr umfangreich und komplex. Die größte Herausforderung ist, das passende Tool zu finden, mit dem man effizient arbeiten kann.

Inwieweit hat sich deine Rolle durch den Einsatz von KI verändert? Siehst du die Gefahr einer Entwertung bestimmter Fähigkeiten?

Ich denke, dass in größeren Unternehmen, die sich intensiv mit KI beschäftigen, keine Gefahr der Entwertung für die Arbeit von Texter:innen besteht. Dort ist das Verständnis vorhanden, dass KI lediglich einen Teil der Aufgaben übernehmen kann.

Der Mensch ist immer noch die höchste Kontrollinstanz, und das wird sich meines Erachtens vorerst nicht ändern. Schwieriger wird es für Kleinunternehmen, Solo-Selbstständige oder Arbeitgeber:innen, die sich mit KI noch nicht intensiv auseinandergesetzt haben. Hier könnte die Annahme entstehen, dass sich Texte durch KI von selbst schreiben, wodurch der tatsächliche Arbeitsaufwand möglicherweise unterschätzt wird.

Gibt es Aspekte deiner Arbeit, bei denen KI-Tools (noch) keine sinnvolle Unterstützung bieten oder sogar hinderlich sind?

Einige Tools sind noch nicht ausgereift. ChatGPT ist beispielsweise nicht mit allen KI-Tools kompatibel. Bei der Bilderstellung sind die Ergebnisse von ChatGPT und einigen anderen Programmen meines Erachtens noch nicht zufriedenstellend. Viele Tools funktionieren nur in der Bezahlversion gut. Wenn ich nicht die passenden Tools für meine Arbeit verifiziert habe, kann der Einsatz von KI sogar ein Zeitfresser sein.

Wie stellst du sicher, dass die Qualität deiner Arbeit nicht unter dem Einsatz von KI leidet?

Der Mensch ist immer die höchste Kontrollinstanz. Ich würde keinen Text veröffentlichen, ohne ihn auf Fakten geprüft zu haben. Das unterscheidet sich nicht von meiner vorherigen Arbeitsweise ohne KI.

Ethische und zukünftige Überlegungen

Welche ethischen Fragen oder Bedenken siehst du im Zusammenhang mit der Nutzung von KI im Schreibbereich (z.B. Urheberrecht, Originalität, Transparenz)?

Personen, die mit KI arbeiten, stehen vor vielen ethischen Herausforderungen. Als Texter:in habe ich eine besondere Verantwortung für meine Inhalte. Diese Verantwortung wird nun noch wichtiger, denn wer haftet für KI-generierte Texte – ich als Texterin oder die Entwickler:innen der KI?

Das Thema Duplicated Content ist nicht neu, gewinnt aber durch ChatGPT & Co. eine viel stärkere Bedeutung als früher. Gerade bei einfachen fachlichen Themen muss regelmäßig überprüft werden, ob es sich um ein Eigenwerk oder um ein Plagiat handelt.

Über dem Thema KI schwebt das Damoklesschwert der Manipulation und Täuschung. Kann der Mensch zwischen Echtheit und Deepfakes unterscheiden? Das Vertrauen in KI wird umso mehr sinken, je weniger authentische Inhalte es gibt.

Wie gehst du mit dem Thema Transparenz gegenüber deinen Kunden um, wenn du KI-Tools in deinem Schreibprozess einsetzt?

Ich bin meinen Kund:innen gegenüber sehr transparent. Ich lege offen, für welche Aufgaben ich KI nutze und welche Tools zum Einsatz kommen.

Welche Kompetenzen oder Fähigkeiten werden deiner Meinung nach in Zukunft in deiner Branche besonders wichtig sein, um sich im Zeitalter der KI zu behaupten?

In erster Linie sehe ich die Aspekte Qualität, Kontrolle, Empathie und Originalität als entscheidend an. Zudem wird es wichtig sein, immer wieder selbstbewusst aufzuzeigen, dass KI nicht alle Aufgaben zufriedenstellend erledigen kann. Um diese Kompetenzen vertreten zu können, ist eine regelmäßige Weiterbildung unerlässlich.

Wie schätzt du die langfristigen Auswirkungen von KI auf die Schreibbranche ein? Wird KI bestimmte Berufe ersetzen oder eher ergänzen?

Text – ob KI-generiert oder menschlich erstellt – wird es immer geben. Meine Prognose ist jedoch, dass sich der Beruf der Texter:innen oder Content-Manager:innen, wie wir ihn heute kennen, verändern wird. Künftig könnte es Jobtitel wie „Qualitätsbeauftragte:r KI-Content“ oder „KI-Social-&-Ethic-Writer“ geben.

Welchen Rat würdest du anderen in deiner Branche geben, die sich mit dem Thema KI auseinandersetzen möchten?

Wichtig ist es, sich zunächst die Frage zu stellen, welche Aufgaben man hat und bei welchen man sich Unterstützung durch KI wünscht. Erst danach sollte man gezielt die passenden Tools auswählen. KI ist ein sehr komplexes Thema, das sich ständig weiterentwickelt. Daher würde ich Texter:innen empfehlen, sich regelmäßig fortzubilden, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

und außerdem…

Gibt es noch etwas, das du zum Thema „KI und Schreiben“ hinzufügen möchtest?

KI ist keine Bedrohung – es sei denn, wir machen sie zu einer. Wenn wir Entwicklungen offen gegenüberstehen, gerne neue Dinge ausprobieren und Veränderungen aktiv begleiten, wird die KI ein echter Gamechanger für Texter:innen und Kund:innen sein. Davon bin ich überzeugt.